Man findet Inspirationen, nach denen man nicht aktiv gesucht hat.
Alexander Ohrt über Coworking und Community
10. Juli 2020
Alexander Orth ist Co-Founder des unabhängigen Bildungsclusters opencampus.sh. Zur Dachmarke opencampus gehört auch die starterkitchen im Wissenschaftspark – einer der zentralen Orte in Kiel, wenn es um die Themen Gründung und Coworking geht.
Alexander, worin siehst Du den Reiz des Coworkings?
Zusammen ist man weniger allein. So reizvoll die Digitalisierung auch ist, so wenig möchten Menschen nur noch allein in ihrer Wohnung arbeiten. Auch wenn Sie es dank des Internets könnten. Viele genießen es, in der Gesellschaft mit Gleichgesinnten an ihren eigenen Projekten zu arbeiten und durch das Zusammenkommen mit ganz unterschiedlichen Menschen jeden Tag aufs Neue inspiriert zu werden.
Was spricht – verglichen mit einem Homeoffice – für das Arbeiten in einem Coworking-Space?
Es sind die zufälligen Begegnungen beim Kaffeeholen, Pause machen oder bei unseren Community-Events (zum Beispiel unser offenes Gründer*innenfrühstück, jeden Mittwoch ab 9.30 Uhr), die den Reiz des Coworkings ausmachen. Man findet Inspirationen, nach denen man nicht aktiv gesucht hat.
Die Starterkitchen ist ein Treffpunkt, ein Ort der Zusammenkunft für die Gemeinschaft, die Community. Ohne diese Gemeinschaft sind unsere Räume bedeutungslos. Die Community ist nicht einfach irgendeine Gruppe, sondern ihren Mitgliedern ist eine bestimmte Identität und ein Zugehörigkeitsgefühl gemeinsam.
Wodurch hat sich die Coworking-Community bei der Gründung ausgezeichnet? Und welche Unterschiede gibt es heute im Vergleich zu den Anfängen?
Unsere Gemeinschaft verschafft den Mitgliedern Netzwerke und Kontakte, sie stärkt die Motivation und vermittelt Selbstvertrauen. Sie unterstützt den Prozess der Ideenschärfung durch Feedback und Interaktion seitens der anderen, der Betreiber und des Netzwerks.
Je mehr Leute Teil unserer Community sind, desto stärker sind die positiven Effekte für unsere Mitglieder und für das Innovationsökosystem der Stadt Kiel und darüber hinaus. Viele hätten vorher nicht erwartet, wie schnell und gut sich ihre eigene Gründungsidee im Austausch mit unserem Netzwerk entwickeln kann. Hier finden sie neue Mitarbeiter*innen, studentische Unterstützung, Unternehmenspartner und vieles mehr.
Innovationen werden immer seltener in geschlossenen Laboren generiert. Vielmehr versprechen branchenübergreifende Kollaborationen entscheidende Erfolge in Innovationsprozessen. Dazu benötigt man Räume und Orte, die neue Formen des Wirtschaftens und Arbeitens ermöglichen und die Freiräume zum Testen von Geschäftsmodellen und zum Experimentieren mit Ideen anbieten.
Was wünscht Du Dir für die Zukunft des Coworkings in Kiel?
Ich wünsche mir eine lebendige Coworking-Szene in Kiel und ganz Schleswig-Holstein, die offen und attraktiv genug für einen stetigen Austausch von Talenten, Neugierigen, Gründer*innen und internationalen Coworker*innen aus ganz Deutschland und Nordeuropa ist. Die Welt soll wissen, dass man zum Gründen nicht mehr im Silicon Valley, in Berlin oder Israel leben muss, sondern mittlerweile auch im echten Norden exzellente Bedingungen vorfindet.